* 1966 in Basel, lebt und arbeitet in Basel

 

CHRISTOPH BÜCHEL: ROTES KREUZ

Ob Christoph Büchel das Szenario der Re-konstruktion eines explodierten Reisebusses baut, die Wohnung eines Verwahrlosten als Parcours in den Kunstraum einpasst, ein Asylantenauffanglager in einer Turnhalle im Kunstverein schafft, die «Cadeaux diplomatiques» als Kunst ausstellt (mit Gianni Motti) oder einen Schulungsraum der US-Armee samt einem Karton voll Leaflets rekonstruiert (mit Giovanni Carmine): Hart an der Wirklichkeit entwickelt er Räume, die Gefühle von Schutz und Sicherheit Lüge strafen. Er baut Szenen und zeigt Dinge, die in psychologisch fein austarierter Vielschichtigkeit gesellschaftliche und politische Missstände und die Paranoia unse-rer Zeit ausbreiten. Immer wieder beschäftigt sich Büchel in Abstimmung mit der jewei-ligen Örtlichkeit mit dringlichen politischen Themen und schafft gleichzeitig jene psychologisierenden Momente, die der Unterteilung in Gut und Böse, Schwarz und Weiss den irrlichternden Spiegel des Menschseins entgegenhalten.

Für «För Hitz ond Brand» hat Büchel ein ausgesprochen schlichtes Projekt konzipiert. Mit «Rotes Kreuz» nimmt er die historische visuelle Verwandtschaft des Schweizerkreuzes mit dem Roten Kreuz auf, verlinkt das Henry-Dunant-Museum in Heiden mit dem Bundeshaus in Bern und verweist damit explizit auf die humanitäre Tradition der Schweiz [Rotes Kreuz (Dunant, Dufour), Genfer Konvention (Bundesrat)]. Das Projekt sieht vor, dass der Ausserrhoder Bundesrat Hans-Rudolf Merz, Vorsteher des Finanzdepartements und Mitglied des Patronatskomitees des Projekts «För Hitz ond Brand», zusammen mit seinem Kollegen und Stellvertreter Bundesrat Christoph Blocher an den zwei offiziellen Fahnenmasten auf dem Dach des unter Renovation stehenden Bundeshauses anstelle der Nationalflaggen zwei Rotkreuzflaggen hisst. Eine Videodokumentation des Fahnenaufzugs wird im Henry-Dunant-Museum ausgestellt. In subversiver Treffsicherheit zerrt Büchel auch mit dem Projekt «Rotes Kreuz» ein brisantes Thema ins Kunst-Licht und platziert damit ein Statement, das in seiner Klarheit und Schnörkellosigkeit kaum zu übertreffen ist.

 

CHRISTOPH BÜCHEL STELLT AUS IM

 

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Rotes Kreuz, 2007
diverse Materialien

 

Rotes Kreuz, 2007
Aktion auf dem Schmäuslemarkt Appenzell anlässlich der Eröffnung
von «För Hitz ond Brand»